ERLkönig

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Archiv für März, 2009

Es war einmal vor mehr als 40 Jahren …

Nach mehr als 40 Jahren bekomme ich beiläufigen Kontakt mit Traudel K. über die Plattform „stayfriends„, wo sich alte und weniger alte ex-Pennäler wiedertreffen.

Traudel wirft einen Stein ins Wasser: „Hallo Wolfgang, wie geht es Dir?“ Nach Austausch unserer vitae im StenoStil telefonieren wir ein paar Tage später … fast 2 Stunden – in 41 Jahren hat sich eine Menge getan, in ihrem wie auch in meinem Leben …

Heute erreicht mich eine mail mit der Frage: „Na, kannst Du Dich erinnern?“ Als Anlage die Kopie ihres Passfotos aus dem Führerschein, der so alt ist wie das Foto selbst: ein anmutiges, fein geschnittenes Gesicht, die ruhigen Augen vorbei an der Optik ins Nichts gerichtet, wunderschöner Ausdruck von Unschuld, purer Jugend und Neugier auf das, was das Leben noch so bringen mag.

Es war nicht meine Musik,
es war nicht das Glas Wein,
es war nicht das miese Wetter,
es war nicht meine Laune …
Als ich ihr Bild betrachtete, ist mir glatt das Wasser in die Augen geschossen.

Es war einfach die immer wieder erschreckende Erkenntnis, dass wir die Zeit nicht zurück drehen können –
unsere Jugend für immer verloren zu wissen, den Zenit des Lebens längst überwunden zu haben  Die Tage sind gezählt, und wir sind dem Ende so nah, wie wir zur Zeit dieser Bilder nie in Erwägung gezogen haben ….

All das schoss mir beim Anblick dieses so anmutigen Bildes in einer Nanosekunde durch meinen wirren Kopf!

Uns Hermännsche konnte es im ersten Vers seines (für mich) schönsten Werkes – im zarten Alter übrigens von 14 Jahren (!!!) – nicht besser zum Ausdruck bringen:

STUFEN
von Hermann Hesse
4. Mai 1941

Wie jede Blume welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern …